Nach der Winterpause hatten wir mit den Konzerten im Theater Altes Hallenbar Friedberg und der Stummsten Reithalle in Neunkirchen einen Auftakt voller Energie und Wiedersehensfreude. Dies spiegelte sich auch in unserem Spiel wieder, wie ihr in dem Artikel von Harald Schuchardt (Wetterauer Zeitung) lesen könnt.
Friedberg (har). In der Musikszene wird der Begriff »Cross-over« immer dann gerne verwendet, wenn sich Musiker verschiedener Genres wie Klassik und Rock bedienen. Auf das Songland Trio, das am Freitagabend im »Theater Altes Hallenbad« (aHa) zu Gast war, trifft dieser Begriff allemal zu. So vereinen Sängerin Sarah Lipfert, Christoph Reuter am Klavier und Gitarrist Stephan Bormann in ihrem aktuellen Programm »These are the Days« Elemente von Soul und Pop über Jazz bis hin zu Singer-Songwriter-Musik sowie Volks- und Kunstliedern zu einem rundum harmonischen Ganzen – und dies auf allerhöchstem Niveau.
Das verwundert kaum, haben doch alle drei im Jazzbereich studiert – so auch Sarah Lipfert, die heute zudem als Vocal Coach tätig ist. Mit ihrer unglaublich variablen Stimme prägt sie den Sound des Trios ebenso wie mit Gesangseinlagen ganz ohne Text.
Exzellent sind ihre musikalischen Begleiter: Jazzpianist und Komponist Christoph Reuter begeistert nicht nur mit seinem Spiel am E-Piano und Keyboard, sondern auch als »Trommler« auf zwei Handtrommeln sowie als brillanter Moderator des äußerst vielfältigen und hochvergnüglichen Abends.
Bei einigen Songs agiert er gemeinsam mit Stephan Bormann auch als Backgroundchor. Bormann, Professor für Gitarre an der Hochschule für Musik in Dresden, überzeugt mit seinem Spiel immer wieder aufs Neue – und zeigt, warum er zu den »vielsaitigsten« Gitarristen Deutschlands zählt. Was die beiden Instrumentalisten draufhaben, zeigen sie gleich zu Beginn: Als »Vorprogramm« verbreiten sie mit dem swingenden, südamerikanisch angehauchten Instrumentalstück Corrys Wok sofort beste Stimmung und gute Laune beim begeisterten Publikum. So bestens eingestimmt, wird Sarah Lipfert mit langem Beifall der Besucher begrüßt. Mit der Ballade These are the Days, dem Titelsong des aktuellen Programms, setzt die Sängerin gleich ein erstes Highlight – dem viele weitere folgen sollten. »Wir sind beflügelt – der Song passt zu Friedberg«, so Lipfert, die gemeinsam mit ihren beiden Mitstreitern alle Lieder erarbeitet – und das, obwohl die drei in Berlin (Reuter), Dresden (Bormann) und Karlsruhe (Lipfert) leben und gar nicht so oft miteinander proben können.
Das unterstreicht die Professionalität der drei Künstler, die auf ihrer Reise durch die Musiklandschaft auch ernstere Themen aufgreifen. So beschäftigt sich das Lied »Love of Mine« mit den Stärken, die Kinder entwickeln sollten.
Diesem nachdenklichen Song folgt mit Joy ein dynamisches Kunstlied, bei dem die Besucher ihr Kopfkino einschalten und den Song mit eigenen Inhalten füllen. Vehement spielt Reuter im Wechsel Trommeln und Keyboard, während Bormann mit seinen unglaublich flinken Fingern ein Solo nach dem anderen zelebriert – und Lipfert die gesamte Bandbreite ihres stimmlichen Könnens präsentiert.
»Weltpremiere« in Friedberg
Nicht alltäglich sind auch die Bearbeitungen bekannter Texte wie Mondnacht von Joseph von Eichendorff, das Robert Schumann einst vertonte. »Wir haben es anders gemacht«, erklärt Reuter – und überrascht die Besucher, indem er sie zum Mitsingen auffordert. Das klappt überraschend schnell und sehr gut, sodass das Publikum als »Badehaubenchor« im weiteren Verlauf des Konzerts noch mehrfach gefragt ist. Obwohl alle drei aus dem Jazzbereich kommen, spielt diese Musikform nur eine kleine Rolle im Programm, zu dem auch eingängige Stücke mit Ohrwurmqualität gehören – wie etwa »Step and Hold On« vor der Pause.
Welchen Spaß und welche Freude die drei auf der Bühne haben, erleben die Zuhörer gleich zu Beginn des zweiten Teils. Spontan haben sie beschlossen, ein frisch einstudiertes Stück als »Weltpremiere« zu präsentieren. Reuter gibt die Einsätze, Lipfert schaut hin und wieder noch auf den Text – und doch wird die Weltpremiere von »Every Day« zu einem weiteren umjubelten Höhepunkt des Abends. Ebenso der Ausflug in den Rockbereich, der dank Bormanns grandiosem Spiel auf der E-Gitarre beinahe zum Headbanging einlädt.
In einem Song eingebettet, bedankten sich die drei zum Finale bei Techniker Leon, beim gesamten ehrenamtlichen aHa-Team – »in diesem so tollen Ambiente, das wir nicht vergessen werden« (Lipfert) – sowie beim Publikum. »Gut, dass das Hallenbad so etwas Außergewöhnliches bietet«, meinte eine Besucherin. Stimmt.